Salzburg Museum Landesausstellung 100 Jahre Salzburger Festspiele

Ausstellung 100 Jahre Salzburger Festspiele

Die Landesausstellung „Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele“ widmet sich der Geschichte des weltweit bedeutendsten Festivals für klassische Musik und darstellende Kunst. Sehr anschaulich und authentisch erzählt, ermöglicht die Ausstellung vielfältige Blicke auf die Salzburger Festspiele.

Die Schrecken des 1. Weltkriegs (1914 bis 1918) wirkten noch nach, als Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss 1920 die Salzburger Festspiele gründeten – „Der Traum von einem Feentempel, in dem Menschen aller Weltnationen wieder zueinander finden können.“ So beschrieb Hugo von Hofmannsthal die Grundidee der Festspiele, die vom damals in Berlin sehr erfolgreichen Theaterimpressario Max Reinhardt initiiert wurden. Es sollte ein Friedensprojekt sein. Und „Auch dem minderbemittelten Publikum Zutritt gewähren“, so Max Reinhardt.

Am 22. August 1920 erklang das erste Mal der Ruf des „Jedermann“ vor dem Salzburger Dom, das Stück von Hugo von Hofmannsthal um das Sterben des reichen Mannes. Seitdem haben die Salzburger Festspiele 100 mal stattgefunden und über die ganzen Jahre immer wieder das weltweite Kulturgeschehen maßgeblich mitbestimmt.

800 Fliegen im Theater

Einen guten Einstieg in die Ausstellung gibt die filmische Erzählung, eine Gemeinschaftsproduktion von ORF und Salzburger Festspielen: Originale Filmsequenzen zu einzelnen Festspieljahren mit ganz viel zeitgenössischem Flair und Geschichten rund um’s Festspielhaus. Zum Beispiel Ausschnitte aus dem Rosenkavalier von 1960, die erste Aufführung im damals neuen Festspielhaus. Oder Bilder vom jungen Herbert von Karajan als Perfektionist bei den Proben. Oder zu der Frage, die 1985 vor der Premiere von „Der Theatermacher“ von Thomas Bernhard zur Debatte stand. Können 7-800 Fliegen Bestandteil einer Theateraufführung sein? Darüber wurde ernsthaft gestritten. Viele Bilder und Eindrücke von Menschen und Hochkultur über 100 Jahre am selben Ort.

Themen im Dialog

So eingestimmt betritt man das Ausstellungskonzept „Dialoge“, 11 themenortierte Räume, in denen bestimmte Aspekte der Festspielgeschichte reflektiert werden. Gleich im ersten Raum wird die Frage gestellt „Was wäre Salzburg ohne die Festspiele?“ Und von jahrzehntelangen Begleitern aus der Kulturszene aufschlussreich beantwortet.

Ein Labyrinth aus Textfahnen mit Zitaten von maßgeblich an der Gründung der Salzburger Festspiele beteiligten Menschen gibt einen fühlbaren Bezug zur Entstehungsgeschichte dieses besonderen jährlichen Kulturereignisses.

Hörstationen, Entwürfe von Festspielhäusern, Dokumente und Materialien zu Festspielideen für Salzburg machen die Zeit der Gründung anschaulich.

Eine Rauminszenierung thematisiert die vom Nationalsozialismus erzwungenen Brüche im Leben von Max Reinhardt und seiner Beziehung zu Salzburg. Und spart auch nicht die Konflikte um „entartete Kunst“ unter den Nazis oder den Weggang von Stardirigent Toscanini 1938 aus Protest gegen die Nazifizierung Österreichs aus. Das Thema ist auch im Salzburg von heute noch virulent, wie man erst kürzlich der Presse mit den Debatten um die Beibehaltung von Straßennamen entnehmen konnte. Straßen, die nach Künstlern benannt sind, die mit den Nazis kollaboriert hatten aber gleichwohl für die Salzburger Festspiele große Bedeutung erlangten.

Unter dem Stichwort „Giovanni kauft sich eine Lederhose“ wird die Begeisterung für die Trachtenmode in den 1930er Jahren bei den Salzburger Festspielen nachvollzogen. Und nicht mit Kritik gespart am Konservatismus jener Zeit, der durchaus als Vorbote der dunklen 1930/40er Jahre verstanden werden kann.

Die Bühne der Welt

„Die Stadt als Bühne“ – diese Vision der Festspielgründer steht am Beginn der Salzburger Festspielgeschichte. In den vergangenen 100 Jahren gingen aus der erzbischöflichen Reitschule und den Stallungen das Haus für Mozart, die Felsenreitschule und das Große Festspielhaus hervor. Gemeinsam mit dem Domplatz und der Kollegienkirche bilden sie den zentralen Festspielbezirk. 

Dies alles und viel mehr wird im Salzburg Museum noch bis 31. Oktober der Öffentlichkeit präsentiert. Ein Kaleidoskop von 100 Jahren Kulturgeschichte in Salzburg mit weltweiter Ausstrahlung. Und eine anrührende und nachdenklich machende Beschäftigung mit der Vergangenheit.

Salzburg Museum, Ausstellung 100 Jahre Salzburger Festspiele. Mozartplatz 1, Di bis So 9 bis 17 Uhr (Juli bis September 2021 Mo bis So 9 bis 17 Uhr). 9€ (diverse Ermäßigungen). Einmaliger Eintritt frei mit gültiger Salzburg Card.
Salzburg Museum

Veröffentlicht 19. Juni 2021Aktualisiert 17. Oktober 2021
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