Walter Navratil

Schmutz und Schund

Schmutz und Schund ist eine gute Beschreibung von anrüchigem Gebaren in einer fast vergessenen Zeit. Das Museum der Moderne Salzburg widmet diesem Thema im Sommer eine Ausstellung.

George Grosz
George Grosz: Kraft und Anmut 1922. Aus Ecce Homo. Foto: Rainer Iglar

Wesentliche Veränderungen prägten die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert: das Aufkommen der Emanzipationsbestrebungen der Frauen, die Entdeckung der Jugend als gesellschaftlich relevante Gruppe und in der Folge der Kampf gegen „Schmutz und Schund“ in den populären Medien.

Als „Schund“ bezeichnete man die sogenannten Groschenhefte, die in Geschäften nur unter der Ladentheke verkauft werden durften, als „Schmutz“ (vermeintlich) Pornografisches. Die Inhalte dieser billigen Heftchen kreisen um Verbrechen und Laster, um Schauergestalten, Monster und Dämonen − Motive, die sich auch in der bildenden Kunst wiederfinden.

George Grosz: Ach knallige Welt, Du seliges Abnormitätenkabinett. 1916 aus Ecce Homo. Foto: Rainer Iglar

Oskar Kokoschka illustrierte 1913 Die chinesische Mauer, eine Erzählung von Karl Kraus, die auf einem wahren Verbrechen basiert. Käthe Kollwitz lenkte ihren Blick auf die weiblichen Opfer. Neben bekannten Namen bietet die Sammlungsausstellung im Museum der Moderne Salzburg die Möglichkeit für Neu- bzw. Wiederentdeckungen, etwa von Walter Navratil, der dem berühmt-berüchtigten Gangsterboss Al Capone einen gleichnamigen Gemäldezyklus widmete.

Das Museum der Moderne Salzburg zeigt bis zum 11.09. Beispiele, wie vormals als unflätig und Gossenliteratur bezeichnete Lebensweisen den Alltag prägten. Nach heutigen Maßstäben absurd.

Schmutz und Schund Museum der Moderne Salzburg. 11.06. bis 4.09.2022

Veröffentlicht 15. Juni 2022Aktualisiert 8. August 2022
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