„Wir brauchen uns nicht zu schämen“
Die Leder- und Fetischszene ist beim CSD Salzburg traditionell sehr präsent – so auch in diesem Jahr. gaysalzburg.at begleitete die bunte Gruppe beim Fotoshooting im Mirabellgarten und hatte anschließend Gelegenheit, mit Markus, dem amtierenden Mr. Fetish Austria zu sprechen.
gaysalzburg.at: Markus, was hat Dich dazu bewogen für das Amt des Mr. Leather Austria zu kandidieren?
MFA Markus: Für die Bewerbung um den Titel des Mr. Fetish/Mr. Leather Austria musste ich tatsächlich ein zweites Coming Out durchmachen. Denn ich stieß auf viel Unverständnis und Gegenwind. Fetisch wurde selbst von Freunden, die mit einem anderen Mann in einer Beziehung leben, als „nicht normal“ bezeichnet. Da habe ich gemerkt, es gibt so wenig Sichtbares und so wenig Öffentliches zum Thema Fetisch. Das will ich ändern und da war dieser Titel das Medium der Wahl.
„Wir brauchen uns nicht zu schämen“
gaysalzburg.at: Seit wann trägst Du diesen Titel?
MFA Markus: Ich bin seit Mai 2024 dabei. Es gab drei Vorwahlen, je eine in Linz, Salzburg und Graz und die Wahl selbst in Wien. Ich glaube, ich konnte mit dem Konzept des Sichtbarmachens die Leute abholen.
Fetisch gehört in der öffentlichen Wahrnehmung in den Keller, da wo man’s nicht sieht. Und so ein Safe Space ist ja auch wichtig. Aber das heißt nicht, dass man sich dafür schämen muss – nur weil keiner was genaues darüber weiß, weil die Leute einfach nicht informiert sind.
gaysalzburg.at: Was ist der Unterschied zwischen einem Mister Fetish und einem Mr. Leather?
MFA Markus: Österreich ist ein relativ kleines Land. Aber auch hier braucht es einen nationalen Titel um an der Wahl zum Mr. Leather Europe oder International Mr. Leather teilnehmen zu können. So haben wir in Österreich die pragmatische Lösung gefunden, dass der gewählte Mr. sich aussuchen kann, ob er als Mr. Leather oder Mr. Fetish auftritt. Ich selbst bin Ledermann. Aber diese Gruppierung mit dem ausschließlichen Fokus auf Leder ist vielleicht nicht mehr wirklich zeitgemäß. Es gibt so viele Fetische mehr als Leder. Wir sollen alles was im Bereich Fetisch vorkommt, wozu Leder ja auch gehört, öffentlich darstellen können.
gaysalzburg.at: Wie sieht – nach drei Monaten – Dein Alltag als Mr. Fetish Austria aus?
MFA Markus: Ich bin eigentlich Burgenländer aber seit 23 Jahren ist Wien meine Heimat. Da geht Vielfalt und Outgoing natürlich viel einfacher als am Land im katholischen Süden. Ich habe natürlich einen Job, von dem ich leben kann. Und ich habe in meiner Funktion als Mr. Fetish Austria in etwas mehr als 3 Monaten 17 Veranstaltungen in 8 Städten besucht, etliche davon in Wien. Die Botschaft von der Sichtbarmachung des Fetisch im Land zu verbreiten, das ist mein Auftrag.
gaysalzburg.at Siehst Du in den Stonewall Riots 1969 in New York eine politische Verpflichtung für Dein Amt?
MFA Markus: Das ist ein Punkt, der gerne zu kurz kommt. Welche Leute waren denn die ersten, die in New York für unsere Rechte aufgestanden sind? Das waren Transmenschen, Drag Queens und Ledermänner. Heute – scheint mir – werden genau diese Gruppen wieder ausgegrenzt. Dazu gehören alle Fetische, die aus dem gutbürgerlichen Rahmen fallen. Das ärgert mich. Und deshalb zeige ich mich auf Pride-Paraden im ganzen Land. Nach Wien war ich in Graz, Innsbruck, St. Pölten und jetzt auch Salzburg. Und Kufstein kommt noch. Aufklärung funktioniert, wenn man auf die Menschen zugeht. Es ist erschreckend, wie gering das Wissen und wie groß die Vorurteile gegenüber dem Thema Fetisch in Österreich sind.
gaysalzburg.at: Markus, viel Erfolg bei Deiner Mission und vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Peter Goebel.
Heute Mittag (7.09.) trafen sich Fetischfreunde im Mirabellgarten zu einem Fotoshooting. Mit dabei: Ledermänner, Bauarbeiter, Puppies und drei Schwestern der Perpetuellen Indulgenz.
Heute geht es um 17 Uhr mit der Pride-Parade weiter. Ab 20 Uhr gibt es im Keller der ARGE Kultur ein Meet&Greet der Leder- und Fetischszene bevor DJ Ambjörn Söderberg beim Fetish-Clubbing wieder ein fulminantes Set abliefern wird.
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