CSD Salzburg 2022

Der CSD Salzburg im Wandel der Zeit

Conny Felice ist Geschäftsführerin der HOSI Salzburg und spricht hier über den Planungsstand zum CSD Salzburg 2023, den Umgang der queeren Community mit der Salzburger Stadtgesellschaft und ihre persönlichen Vorlieben in der kommenden Prideweek. Der CSD Salzburg im Wandel der Zeit

Conny, wie würdest Du den kommenden CSD Salzburg 2023 mit wenigen Worten beschreiben, was wird die Botschaft sein?

„Be visible Schatzi“ wird auch 2023 das Motto des CSD Salzburg sein. Es geht um die Sichtbarkeit der Community in der Stadt – aber auch darum dass die Partnerinnen und Partner aus Institutionen der Stadt sich mit uns zeigen. Das wird heuer im Mittelpunkt stehen.

Was werden die Highlights des diesjährigen CSD bzw. der Prideweek Salzburg sein?

Die Prideweek wird schon am Wochenende vor der Parade starten (25.-27.08.). Mit einer Musikveranstaltung in einer besonderen Salzburger Location (ist noch nicht ganz in trockenen Tüchern) und einem Brunch am Sonntag (27.08.) mit Gigi LaPajette im arte Hotel. Wir haben die Programmpunkte nach der Erfahrung aus dem letzten Jahr noch zielgruppenspezifischer gestaltet. Der queere Kontext der einzelnen Veranstaltungen soll weiter ausgebaut werden.

Der bewegte Mann

Ein Höhepunkt wird sicher das 90-minütige Showprogramm von Ralf König („Der bewegte Mann“) am Donnerstag Abend (31.08.) sein. Unter anderen wird es eine Kooperation mit dem Museum der Moderne geben. Es wird Poetry Slam geben, auch das Pub-Quiz in der Academy Bar ist nach dem großen Erfolg des letzten Jahres wieder am Start. Wir haben inzwischen 50 Veranstaltungsbewerbungen, 30 werden es wohl werden. 

Vor dem Hintergrund etlicher homophober Entwicklungen weltweit, insbesondere derzeit in den USA, welche politischen Forderungen formuliert der diesjährige CSD Salzburg?

Einer der strategischen Ansätze bei uns in der HOSI Salzburg ist, dass wir uns nicht als Opfer sehen. Wir wollen aus der Opferrolle raus und mit allen Playern der Salzburger Stadtgesellschaft auf Augenhöhe sprechen können. Natürlich gibt es politische Forderungen wie Verbot der Konversionstherapien oder Levelling-Up, also das Angleichen von Gesetzen, die diskriminierungsfrei auch für queere Menschen gelten. Nur all diese Fragen sind in Österreich auf Bundesebene zu beantworten – also in Wien.

Wir hier in Salzburg haben einen starken Rückhalt in der Stadt. Salzburg bietet für mich trotz des konservativen Images, das die Stadt hat, eine unglaublich große Sicherheit für queere Menschen. Wie kann die Stadtgesellschaft ganz locker mit der queeren Community kommunizieren – ganz im Alltag angesiedelt? Das ist, was wir anstreben.

Woher kommt der Vorwurf, dass für queere Menschen immer eine Extrawurst gebraten werden müsse?

Ich denke da an ein Pendel. Lange Zeiten wurden queere Menschen massiv verfolgt und diskriminiert, nun lässt der Druck nach und das Pendel schlägt in die andere Richtung. Ein extremer Pendelausschlag führt zum Ausschlag auf der anderen Seite. Zugegeben auch in überspitzter Form. Ich muss dazu etwas beitragen, den Pendelausschlag geringer zu halten.

Beitrag im Salzburger Mikrokosmos

Für meine Anliegen brauche ich aber Mitstreiter aus der Gesellschaft. Und die erreiche ich, wenn ich etwas gebe. Wir geben eine Menge Veranstaltungen, die das Stadtleben bereichern. Und wenn ich versuche, im Salzburger Mikrokosmos meinen Beitrag zur städtischen Community zu leisten kann ich die Menschen und die Institutionen erreichen – mehr und mehr auf Augenhöhe.

Auffällig ist, dass in den letzten Jahren in den CSD Salzburg und die Prideweek immer mehr Institutionen aus nicht-queeren Bereichen Salzburgs involviert sind. Welche Rolle spielt die Kunst und Kultur der Stadt und wie werden lokale Künstler und Kulturinitiativen in die Veranstaltung einbezogen? Ist das Konzept?

Ja! Ja! Genau das, was ich gemeint habe: Be visible Schatzi, in beide Richtungen. Wir wollen alle Institutionen einladen, gemeinsame Sache zu machen. Zum Beispiel wird es wieder einen Theaterworkshop mit dem Salzburger Landestheater geben. Mit dem Museum der Moderne gibt es eine Kooperation. Mit dem Rockhouse startet bereits nächste Woche die Pridesession mit AYMZ. An solche Kooperationen war früher nicht zu denken. Heute rennen wir offene Türen ein. Es ist eine Grundstimmung vorhanden, die uns wohl gesonnen ist.

Was unterscheidet den Salzburger CSD von Großveranstaltungen wie die Prides in Wien, Berlin oder Köln?

(lacht…) In erster Linie sicherlich die Teilnehmerzahlen. Der Wiener CSD ist 100mal so groß. Auf der anderen Seite freut es uns ungemein, dass der CSD Salzburg inzwischen in Österreich eine große Strahlkraft hat. Auch aus Bayern und der Schweiz kommen immer mehr Leute. Vielleicht, weil hier alles noch überschaubar ist. Und vielleicht wegen der Art, wie hier alle Beteiligten aus Community, Szene, Stadtleben miteinander umgehen. Das macht vielleicht eine gute Grundstimmung, die sich überträgt. Und alle machen mit. Jeder trägt was bei zum Gelingen des Ganzen. Ich glaube es tut den Menschen gut, Teil des Erfolges, Teil des Teams zu sein.

Wie geht die HOSI Salzburg mit kritischen Stimmen und negativem Feedback um?

Wir haben ein klares Social Media-Management und sind bei Reaktionen immer erst mal zurückhaltend – gehen erst mal zwei Schritte zurück und überlegen, wie wir reagieren. Mit einer Reaktion auf Social Media verstärkt man in der Regel die Reichweite von hetzerischen Angriffen.

Social Media ist Gift für Dialog

Wir suchen in jedem Fall den Kontakt, nicht öffentlich. Und bemühen uns, Konflikte zu entschärfen. Wir treffen uns auch gerne mit Menschen anderer Ansichten – aber nicht via Social Media. Social Media ist Gift für Dialog.

Wie kann der CSD Salzburg dazu beitragen, eine offene und inklusive Gesellschaft zu fördern und Diskriminierung zu bekämpfen?

Die Prideweek schafft den Brückenschlag zwischen Community und der Salzburger Stadtgesellschaft. Da wo Kontakt stattfindet ist die Angst weg. Das sieht man sehr schön an der Flüchtlingsfrage. Wo persönliche Kontakte entstehen, fällt die Unsicherheit weg. Das gelingt uns für die queere Community mit dem großen Angebot an Veranstaltungen während der Prideweek.

Worauf freust du dich am meisten in der Pride-Week 2023?

Ich freue mich sehr auf die Auftaktveranstaltung die ich noch nicht konkret nennen kann, das wird ein cooler Start. Und ich freue mich total auf’s gemeinsame Kochen. Und den queeren Filmabend. Und natürlich auf die Pride Night. Das wird definitiv wieder groß werden. Die letzte Pride Night war die bestbesuchte ever. Seit dem letzten Pride haben wir bei den HOSI-Festen den zweiten Dancefloor beibehalten und das wird sehr gut angenommen.

Rechnung von der Uni

Und dann ist da noch „s Schatzi räumt auf“, die Reinemacheaktion nach der Parade. Letztes Jahr haben wir das Andräviertel aufgeräumt. Danach kam eine Rechnung von der Uni Salzburg für das Müllentsorgen. Dort hatten im strömenden Regen ParadenteilnehmerInnen Zuflucht unter der großen überdachten Fläche gefunden und fröhlich weitergefeiert. So lernen wir dazu – jedes Jahr. „s Schatzi räumt auf an der Uni“

Welche Rolle spielt der neue Standort der HOSI Salzburg bei der sich entwickelnden Dynamik?

Mit Jahresbeginn sind wir fast nur noch im Reaktionsmodus auf das was passiert. Durch den neuen Standort wird die Rolle der HOSI Salzburg in der Stadt Salzburg viel griffiger, stärker. Und die Menschen wollen auch mit uns reden. Manchmal fragen wir uns „Was passiert gerade?“. Dieser Umgang war vor einem Jahr noch Vision. Nun sind wir weiter. Be visible Schatzi.

Conny, vielen Dank für das Gespräch.
(Das Gespräch führte Peter Goebel)

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Veröffentlicht 3. April 2023Aktualisiert 1. September 2023
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